Indonesien Reisebericht
Indonesien:
Der weltgrößte Inselstaat. Einer der vielseitigsten Orte dieser Erde - und zumeist wird die Bevölkerungszahl deutlich unterschätzt. Was würdet ihr schätzen? Wie viele Einwohner hat Indonesien “offiziell”? Mal ganz abgesehen von den vielen Dschungelvölkern zählt Indonesien eine beeindruckende Bevölkerung von ca. 250 Millionen Menschen. Für uns war von Anfang an klar, dass wir nicht an die Traumstrände Balis, mit all den Touristen gehen würden und so entschieden wir uns für etwas spannenderes - die größte Insel des Landes: Sumatra. Die Insel der freilebenden Affen und Tiger. Wir hatten uns vorgenommen so tief wie möglich zum Inselkern vorzudringen. Als wir in Medan, dem Hauptort Sumatras landeten, war es schon schwer sich auf die klimatischen Bedingungen einzustellen. Die besonders hohe Luftfeuchtigkeit und die tropischen Temperaturen, sowie die monsunartigen Regenfälle, nach denen man die Uhr stellen konnte, machen es einem nicht leicht sich auf der Insel einzuleben. Wir haben zuvor mit anderen Backpackern gesprochen, die uns berichteten, dass gerade Medan kein schöner Ort sei und für südostasiatische Verhältnisse sehr unfreundliche Menschen beherberge. Dieser Eindruck bestätigte sich sehr schnell und so beschlossen wir noch in der selben Nacht die Stadt zu verlassen und auf die kleine beschauliche Halbinsel namens Tuk Tuk zu fahren. Ja ihr habt richtig gehört, bei Tuk Tuk handelt es sich mehr oder weniger um eine Halbinsel auf der Insel. Doch bis wir dort ankommen sollten, sollte es noch ein sehr sehr langer weg werden. Wir stiegen in ein zugegebenermaßen extrem günstiges Taxi, welches von einem jungen Mann gefahren wurde, der sein 16tes Lebensjahr sicher noch nicht erlebt hatte. Uns war ein bisschen mulmig zu Mute. Der Junge “Mann” sollte sich jedoch als einer der besten Autofahrer herausstellen, die wir jemals treffen sollten. Mitten durch den stockdusteren Dschungel Sumatras, auf Straßen, die abermals nicht als solche bezeichnet werden können, manövrierte er uns die 6 Stunden auf einspurigen Wegen mit permanenten Lichthupen sicher bis ins Innere der Insel. Im nachhinein war das sicher fahrlässig, welcher Gefahr wir uns ausgesetzt hatten, aber es war auf jeden Fall eine weitere neue und vorallem extreme Erfahrung, bei der wir die ganze Nacht kein Auge zumachen konnten. Am Lake Toba angekommen erwartete uns ein unbeschreiblicher Anblick. Der riesige See war von einem Gebirge von atemberaubender Schönheit umgeben. Wir zogen in ein traditionelles Batak-Haus mit Blick über den See für ganze 9€ die Nacht, inklusive Frühstück. Das war definitiv ein Ort an dem man bleiben konnte. Nichtsdestotrotz entschieden wir uns am nächsten Tag zwei Roller auszuleihen und die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Unser Ziel waren die berühmten Hotsprings, die sich am Ende als eine Enttäuschung entpuppten. Leider waren diese eher eine Art Spa als eine naturbelassen Quelle. Aber das machte den Ausflug nicht weniger schön. Mit dem Roller hatten wir die Möglichkeit bis hoch auf die Berge zu fahren und von oben ein tolles Panorama zu erleben. Während unseres Ausflugs sind wir an zahlreichen kleinen Dörfern vorbeigefahren, an denen wir immer eine kurze Rast einlegten, um eine Kleinigkeit, meistens frisches Obst, zu kaufen und mit den Kids Fussball zu spielen.
Wir konnten eine tolle, ausgelassene Zeit mit den Einheimischen auf den Dörfern oder in dem kleinen Ort mit den “Hostel”-Besitzern verbringen. Bei cooler indonesischer Livemusik oder Spieleabenden hatten wir die Möglichkeit eine enge Beziehung zu den Menschen am Lake Toba aufzubauen. Sie kochten uns ihr Nationalgericht - Nasi Goreng - und waren überfroh, dass wir ihnen Gesellschaft leisteten.
Eine tolle Zeit in einem Land, dass immer wieder mit starken Vulkanausbrüchen und generell schlimmen Naturkatastrophen wie 2004 zu kämpfen hat. Auch das haben wir hautnah mitbekommen. Bei den wirklich starken Monsunregen, die täglich zu einer bestimmten Zeit heranzogen, mussten die Einheimischen immer über ihr gesamtes Hab und Gut bangen. Sie erzählten uns, dass der See teilweise so hoch steht, dass alles überschwemmt wird und kaputt geht. Dadurch wird ihnen fast Jahr für Jahr die ihre Lebensgrundlage genommen. Nichtsdestotrotz sind die Indonesier, vorallem am Lake Toba, immer gut gelaunt und lebensfroh. Sie genießen jeden Tag, als ob es ihr Letzter sei und freuen sich wahnsinnig, wenn sie die Abende gemeinsam mit ihnen fremden Menschen wie uns und einem kühlen Bier verbringen können - das hat meiner Meinung nach Hochachtung verdient -. Dieses Abenteuer hat mich wieder mal darüber grübeln lassen, wie privilegiert wir in Deutschland eigentlich sind und trotzdem soviel weniger Lebensfreude versprühen. Da können und sollten wir uns noch wirklich etwas abschauen.